Es gibt kein Gesetz außer der Liebe. Die Liebe ist die Freude an den anderen. 1 Zum Schutz dieser Liebe lehrt uns Christus, dass wir unsere Brüder und Schwestern direkt ansprechen, wenn etwas zwischen uns steht. Er trägt uns auf, uns mit ihnen zu versöhnen, bevor die Sonne untergeht. Christus mahnt uns sogar, vom gemeinsamen Gebet Abstand zu nehmen, solange wir uns nicht versöhnt haben: „Wenn du deine Gabe auf dem Altar opferst und dort kommt dir in den Sinn, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass dort vor dem Altar deine Gabe und geh zuerst hin und versöhne dich mit deinem Bruder, und dann komm und opfere deine Gabe.“
Es ist daher ausgeschlossen, dass jemand in unserer Gemeinschaft eine Abneigung gegen einen Bruder oder eine Schwester hegt oder versteckt über ihn oder sie spricht. Beziehungen der Brüder und Schwestern untereinander und zur kirchlichen Gemeinschaft sind geistlicher Natur und beruhen auf Vertrauen und der Bereitwilligkeit, immer wieder aufs Neue zu vergeben.
Wie die frühen Christen und diejenigen, die ihrem Beispiel über die Jahrhunderte hinweg treu gefolgt sind, bestehen wir auf der Notwendigkeit der gegenseitigen brüderlichen Zurechtweisung. Missverständnisse, Konflikte und ehrliche Meinungsverschiedenheiten werden immer wieder auftreten, was uns weder überrascht noch beunruhigt. Wann immer es aber zu Spannungen zwischen Brüdern und Schwestern kommt, müssen wir, wie von Christus gelehrt, direkt miteinander reden. Dies schulden wir jedem in der Gemeinschaft, dessen wirkliche oder vermeintliche Schwächen bei uns zu einer ablehnenden Reaktion führen. Ein freimütig gesprochenes Wort, das in Liebe und Demut angenommen wird, kann die Freundschaft nur vertiefen und das Vertrauen erneuern. Falls sich unsere Anliegen als unberechtigt herausstellen, ist das umso besser.
Wenn zwei Menschen untereinander nicht zum Frieden finden können, sollen die von Jesus in Matthäus 18 gebotenen Schritte erfolgen: zuerst ein oder zwei andere zur Hilfe nehmen und dann, als letztes Mittel, die Sache vor die Gemeinde bringen, damit sie durch deren Autorität gelöst werde. Gemäß der Lehre Jesu sollte jeder, der sich dann weigert, auf die versammelte Gemeinde zu hören, sie verlassen und seiner eigenen Wege gehen.
In gleicher Weise wird bei Streit in der Gemeinschaft oder wenn ein mit Leitung Betrauter seine Stellung missbraucht, die Angelegenheit, soweit erforderlich, in der Generalversammlung abschließend zur Klärung gebracht. Dabei ist es unser Gebet, dass der Geist zu Klarheit, Buße und erneuter Liebe führen möge. Alle Konflikte innerhalb der Gemeinschaft können und müssen so gelöst werden. Gemäß der Schrift dürfen sie niemals zu irgendeinem Schiedsrichter außerhalb der kirchlichen Gemeinschaft gebracht werden und schon gar nicht vor ein staatliches Gericht. 2