(Kapitel 6: Leben in Gemeinschaft)
6. Leben in Gemeinschaft : Der Einzelne in der Gemeinschaft
So wie wir durch ein Prisma die verschiedenen Farben des Spektrums sehen können, finden wir in einer Gemeinschaft von Brüdern und Schwestern Gottes Ebenbild auf verschiedene Weise widergespiegelt. Wir freuen uns an ihnen allen und lehnen jeden Versuch ab, Menschen zu vereinheitlichen. Da alle von gleichem Wert sind, müssen alle die Freiheit haben, ganz sie selbst zu sein. Je mehr Originalität unter uns ist, umso lebendiger wird unsere Gemeinschaft sein.
Gleichzeitig gilt es zu unterscheiden zwischen einer gesunden Selbstbestimmung einerseits, die darin besteht, in Übereinstimmung mit seinem eigenen Gewissen zu leben, und einem selbstzentrierten Individualismus andererseits, welcher alles aus seiner eigenen Perspektive sieht und auf den eigenen Vorteil schielt. Während Ersteres für eine lebendige Gemeinschaft entscheidend ist, wird Letzteres sie zerstören.
Jesus nannte seine Jünger „Freunde“ und teilte ihnen offen mit, was er im Herzen trug. So wollen auch wir Freunde miteinander sein und einander in brüderlicher und schwesterlicher Zuneigung so schätzen, wie wir sind.
Jeder von uns hat natürliche Talente und Gaben, die uns einmalig machen. Für sich alleine genommen, sind diese aber weder Hilfe noch Hindernis dabei, Christus zu dienen. Wir müssen uns von der Vorstellung befreien lassen, unseren eigenen Wert bemessen zu wollen, damit wir uns weder etwas auf unsere Leistungen einbilden noch von Minderwertigkeitsgefühlen geplagt werden. Ein jeder von uns ist aufgerufen zu geben, was er zu geben vermag.
In der äußerlichen Gestaltung unseres Gemeinschaftslebens möchten wir unabhängig sein von den konformistischen Zwängen der Konsumkultur. Auch wenn diese eine scheinbar unbegrenzte Wahlfreiheit anbietet, ist sie doch oftmals künstlich und feindlich gegenüber dem Wachsen wahrer Individualität und Integrität.
Deswegen lehnen wir mit unserem Kleidungsstil Trends und Moden ab, denn diese sind so oft bedingt durch ein Streben nach Status und oberflächlicher Attraktivität. Die Kleidung der Mitglieder drückt unsere Werte aus: Einfachheit, Gleichheit und Bescheidenheit. Sie berücksichtigt Gottes Schöpfungsgedanken, dass Mann und Frau sich unterscheiden und doch beide in seinem Bild geschaffen sind.
Das einzig sichere Fundament für die Integrität des Einzelnen liegt in der gelebten Beziehung zu Christus. Unser Leben in Gemeinschaft wird dahinwelken wenn nicht ein jeder von uns persönlich mit ihm verbunden bleibt. Deswegen sind Zeiten der Ruhe, in denen man alleine vor Gott steht, für jeden Bruder und jede Schwester wichtig. Daher hat jeder die Aufgabe, den richtigen Rhythmus zu finden zwischen Allein- und Zusammensein, zwischen der Begegnung mit Gott in der Einsamkeit und in der Gemeinschaft mit anderen.
Alle Mitglieder sollen sich gewissenhaft Zeit zum persönlichen Gebet nehmen: morgens, abends und über den Tag hinweg. Alle müssen aktiv dazu beitragen, dass Christus allein Herr über und unter uns ist. Dann wird Gott der Weg frei gemacht, seine Liebe über uns und der Welt auszugießen, und dann kann er große Taten bewirken und „unendlich viel mehr tun, als wir erbitten oder uns ausdenken können.“