(Kapitel 5: Sakramente der Kirche)
5. Sakramente der Kirche : Das Bußsakrament
Christus vertraute der Kirche die Gnadengabe des Bußsakraments an mit dem Auftrag, der Sünde entgegenzutreten, sie zu überwinden und dem Bußfertigen in seinem Namen die Vergebung zu erteilen: „Ich will dir die Schlüssel des Himmelreichs geben: Alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein.“ „Welchen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.“
Zur Jüngerschaft gehört Disziplin – Erziehung und Zurechtweisung – durch Christus und seine Kirche: „Welche ich lieb habe, die weise ich zurecht und züchtige ich.“ Unser gesamtes Leben hindurch bedürfen wir dieser Gnadengabe. Keiner von uns ist ohne Sünde und es ist keine Schande, dies anzuerkennen.
Deswegen gab Christus der Kirche die Macht, alle Sünde in seinem Namen zu vergeben. Die Vergebung ist die Herzensmitte seines Evangeliums, denn diejenigen, denen viel vergeben wurde, lieben viel. Christus lehrt uns: „So wird auch Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Buße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen.“
Das Neue Testament unterweist uns: „Bekennt also einander eure Sünden.“ Ein solches Bekenntnis ist die Frucht der Buße und muss vollkommen freiwillig erfolgen. Es ist notwendig vor der Taufe, aber genauso auch danach. Denn wenn wir mit einem reumütigen Herzen bekennen, im festen Willen, nicht wieder zu sündigen, wird die Macht der Sünde gebrochen. 1
Gemäß der neutestamentlichen Lehre sind manche sündhaften Handlungen besonders gravierend. Sie wirken sich nicht nur auf die dafür verantwortliche Person aus, sondern auf die gesamte Gemeinde und schädigen ihr Leben und ihr Zeugnis als geweihter Leib Christi. Eine Person, die eine solche Sünde begeht, bricht mit dem Frieden und der Einheit der Gemeinde. Die Schrift warnt sogar davor, dass sie sich damit außerhalb des Reiches Gottes stellt. Um in die Gemeinde wieder aufgenommen zu werden, muss diese Person der Gemeinde über ihre Sünde Rechenschaft ablegen. So tritt sie der Gemeinde durch dieselbe Tür wieder bei, durch die sie bei der Taufe gegangen ist. Das heißt durch Buße, Beichte und Vergebung. Dies wird möglich durch die Gnadengabe des Bußsakraments.
Das Bußsakrament steht dem getauften Erwachsenen offen, der auf eigene Bitte eine Zeit der Buße auf sich nehmen will, um sich mit Gott und der Gemeinde wieder zu versöhnen. Es ist eine Zeit der stillen Besinnung, während der der Betreffende von der vollen Teilnahme am Gemeindeleben Abstand nimmt. Durch die Stille befreit man sich von Alltagssorgen, damit das Herz zur Ruhe kommen kann. Es ist eine Gelegenheit, das eigene Gewissen von allen Lasten rein zu waschen und vor Gott hinzutreten. Während einer solchen Zeit erweist die Gemeinde dem Büßenden ihre Liebe doppelt, sorgt für seine praktischen Bedürfnisse mit besonderer Zuwendung und behält ihn ständig im Gebet. Wir alle stehen ihm bei, in der Erkenntnis unserer eigenen Bedürftigkeit hinsichtlich Gottes Urteil und Vergebung.
Richtig verstanden ist das Bußsakrament eine Gnade und ein Zeichen von Gottes Erbarmen sowie ein Akt der Hoffnung. Es wird nur denen gewährt, die es wünschen und darum bitten. Es ist keine Bestrafung und hat nichts mit Meidung, Ausweisung oder irgendeiner Art der Druckausübung zu tun. Es zu diesem Zweck zu missbrauchen ist eine Sünde. Vielmehr bleiben die Büßenden nach wie vor unsere Brüder und Schwestern. 2 In ihrer Bereitschaft, Buße zu tun, leisten sie einen Dienst an Christus und seinem Reich.
Wenn ein Büßender sich eines gereinigten Herzens und des Friedens Gottes vergewissert hat, kann er darum bitten, wieder in die Gemeinde aufgenommen zu werden. Die Gemeinde erteilt dann die Sündenvergebung und nimmt ihn freudig und in vorbehaltloser Liebe wieder auf.